Für alle, die einfach interessante Podcasts mögen
00:00:00: Sabine, eine Gastronomen, kocht in ihrem Restaurant böse Menschen um die Ecke.
00:00:05: Um das Trauma ihrer eigenen Vergewaltigung zu überwinden, definiert sie höchst selbst,
00:00:10: wer gut und wer böse ist und wird dieser Definition folgend dann ja immer wieder,
00:00:16: immer öfter und irgendwann auch immer wahrloser. Zum Rache Engel der kulinarische Hochgenöße
00:00:22: mit Todesfolgekredenzen.
00:00:24: Speed Learning, die Erfolgstechniken für dich und dein Leben.
00:00:28: [Musik]
00:00:37: Herzlich willkommen zur heutigen Podcastfolge. Mein Interview Partner, ich habe ja keine Gäste,
00:00:43: ich habe ja Interview Partner, ist Andreas Breidert, Schriftsteller, Buchautor aus der Nähe von Darmstadt.
00:00:52: Wir dürfen nicht sagen, wo genau, aus Gründen der Sicherheit, weil er Bücher schreibt, die die Tendenz haben,
00:00:58: sein Leben zu gefährden. Hallo Andreas, schön, dass du bist.
00:01:02: Hallo, sehr lieb.
00:01:04: Oder gute, gute, wie man hier ist.
00:01:07: Genau.
00:01:08: Ja, du bist nicht schon immer Schriftsteller oder Autor, bist du Schriftsteller oder Autor,
00:01:14: wie bezeichnest du dich selbst?
00:01:16: Ja, also ich bezeichne mich selbst eigentlich als Autor, wobei eine Schriftsteller, Autor, wo ist da die Trennenlinie?
00:01:23: Also es sind keine großen literarischen Werke, die man da schafft, sondern es ist handgemachte Buchkunst,
00:01:32: wenn man das so sagen will.
00:01:35: Von daher, Autor, vollkommen in Ordnung, Schriftsteller, da sortiere ich dann die großen Kollegen ein.
00:01:41: Okay, das heißt also du arbeitest auch viel mit der natürlichen Intelligenz und nicht mit der künstlichen Intelligenz bei deinen Büchern.
00:01:49: Jetzt bist du ja irgendwann mal mit, keine Ahnung, was, als du in die erste Klasse gekommen bist, von einem Buch gesessen hast,
00:01:55: gesagt, ich werde mal Buchautor oder wie kam es dazu?
00:01:59: Du hast ja noch ein Vorleben.
00:02:01: Ja, also es kam für mich eigentlich so als grober Gedanke irgendwann mal auf.
00:02:08: Ich habe ja schon sehr viel Bühnenerfahrung, einfach durch meine Tätigkeit im Kanneval seit Piendesbeinen an.
00:02:15: Hab dann auch irgendwann angefangen selbst Güttenreden zu schreiben.
00:02:18: Klar, durch dann Vorstandsarbeit kommst du natürlich auch dazu, dass du dann Themen präsentieren musst,
00:02:23: dass du manchmal auch so eher nicht so schöne Reden halten musst, wie dann irgendwelche Geleitworte,
00:02:29: wenn du dann auf dem Bretop stehst und ein Mitglied verabschieden musst.
00:02:36: Und so kommt man halt in den Zugang mit Sprache immer mehr rein.
00:02:41: Jetzt hatte ich das Glück, dass ich zwei Sprache aufwachsen durfte, nämlich einmal im Hochdeutschen und einmal auch im Dialekt,
00:02:48: was ich sehr, sehr schön finde.
00:02:50: Ich finde Dialekt ist etwas Tolles.
00:02:52: Das war auch der Grund, warum die ersten Bücher, die ich geschrieben habe, im Dialekt entstanden sind.
00:02:57: Also die Erzählsprache im Hochdeutschen, aber die Dialoge dann ja in südhessischer Mundart,
00:03:03: genau wie ich sie auch gelernt habe und wie ich sie auch im Privaten sprechen kann.
00:03:08: Gib uns mal ein Beispiel für die Zuhörer aus Hamburg und Niedersachsen,
00:03:12: dass sie mal so ein Gefühl bekommen, was einen da so erwartet.
00:03:16: Erzähl jetzt einfach mal.
00:03:18: Von der Mäuse aus, wenn die Fensterguckzeln schon siehst, dass es darstaus, da kann man ja aus dem Saar zu gehen,
00:03:23: du bleibst lieber leidiert.
00:03:24: Ja, genau.
00:03:26: Von daher sieht es sehr schnell so wechseln.
00:03:29: Okay, sehr schön.
00:03:31: Und es ist tatsächlich auch eine Mundart, die außerhalb der Regionen nicht bis ins Detail verstanden wird.
00:03:37: Also es gibt ja so Dialekte, die, ich sage immer, es gibt Dialekte, die sind orale Verhütungsmittel.
00:03:44: Da bist du wirklich weg.
00:03:46: Aber ich finde, hier so bei uns in der Gegend, das hat einen gewissen Charme.
00:03:52: Ich bin da südfalls aufgewachsen, lebe jetzt in Rheinhessen.
00:03:55: Und wenn ich in Hamburg bin, denke ich immer, ich spreche korrektes Hochdeutsch, was mir dann aber bescheinigt wird,
00:04:02: dass dem nicht so ist.
00:04:03: Und mittlerweile zieht sich also Dialekt auch in Nachrichten, Sprecher und so was.
00:04:08: Es gibt ja, die deutsche Grammatik wird ja mittlerweile sehr flexibel verwendet.
00:04:13: Ja, okay, das heißt also, die ersten Bücher waren in Mundart.
00:04:17: Das hatte die Bewandnis, weil du gesagt hast, die Leute hier in der Region,
00:04:24: die haben so einen Lokalpatriotismus, das habe ich mal mitbekommen,
00:04:28: als ich ein Gespräch geführt habe mit der Intendantin vom SWR in Mannheim.
00:04:35: Und die hat eben gesagt, der Tatort zum Beispiel wird auch immer lokal orientiert.
00:04:39: Ludwigshafen, Konstanz, Wien und so.
00:04:42: Und um die Menschen einfach in ihrer Region abzuholen.
00:04:46: Das ist ja in Deutschland ganz wichtig.
00:04:48: Historisch bedingt hat ja jeder so eine Verbundenheit zu seiner Gegend.
00:04:51: Und die Leute, die nicht von hier sind, die sind willkommen, solange sie von hier sind.
00:04:56: Ja, genau, genau.
00:04:58: Das ist auch so dieses typische Prinzip.
00:05:00: In Hessen ist das ja so.
00:05:02: Hessen fremdeln ja so ein bisschen.
00:05:05: Und da hat es wieder so das Thema kommen.
00:05:08: Der Hesse kommt in eine Kneipe, an jedem Tisch sitzt einer, sagt der Automatisch,
00:05:12: komm her, geh, wieder durchs Voll.
00:05:14: Also, das ist so ein bisschen die Sache.
00:05:17: Also, es ging in der ersten Idee, als das Buch entstand,
00:05:22: der Mord am Hessenplatz, damals 2014, 2013, war das eigentlich, das war eine Weinlaune.
00:05:30: Es war wirklich eine Weinlaune.
00:05:32: Wir hatten hier in dem Ort, in dem ich geboren und aufgewachsen bin,
00:05:36: 2014 ein Dorfjubiläum, eine urkundliche ersten Nennung.
00:05:42: Und dann haben wir gesagt, naja, wir könnten doch da irgendwie mitwirken.
00:05:46: Wir haben gute Freunde und ich, ja, machen wir da was.
00:05:49: Und er ist nebenbei Musiker und er sagte, ich schreib eine Hymne.
00:05:55: Sie ist Fotografin und Grafikdesignerin und sie sagte, ja, ich mach T-Shirts,
00:06:00: fahren, Wimpel, etc. pp.
00:06:03: Und wir hatten halt auch schon zwei Flaschen Wein zu dritt gekillt, so ungefähr.
00:06:07: Und dann sagte sie, Andy und du schreibst ein Buch.
00:06:10: Und dann habe ich natürlich sofort den Titel auf dem Tisch gepackt, Mord am Hessenplatz.
00:06:17: So, und ich hatte da überhaupt, also ja, ich habe immer mal drüber nachgedacht,
00:06:21: ein bisschen mehr zu schreiben, aber ich habe nicht drüber nachgedacht, ein Buch zu schreiben.
00:06:25: Und dann ist meine Freundin Melanie mir da hinterhergestiegen und hat gesagt, ja, wie sieht's denn aus?
00:06:32: Also du wolltest doch ein Buch schreiben hier, Mord am Hessenplatz,
00:06:35: und dann hat sie schon, wie sieht's denn aus? Mady, nein, nein, ich kenne Lust,
00:06:40: leines ist mir zu viel.
00:06:43: Und dann ging das so immer wieder.
00:06:46: Und irgendwann hat es doch so in den Fingerspitzen gekrippelt, ich dachte,
00:06:49: die Idee und der Titel und so, setz dich doch mal hin und schreib mal.
00:06:55: Am Abend, wenn du nichts zu tun gehabt hast, dann habe ich wirklich so die erste Seite runtergeschrieben.
00:07:01: Ich habe das gelesen und habe gedacht, oh Gott, das will ja keinen Mensch lesen.
00:07:06: Also das geht gar nicht, gut, weggeschmissen.
00:07:10: Drei, vier Wochen später gleiches Prinzip.
00:07:12: Und dann im November, Samstagabend, Kampagneneröffnung gewesen,
00:07:17: und Sonntag, es war noch Trainingslager gehabt, und abends ich dachte, okay, also du setz dich jetzt nochmal hin,
00:07:23: du probierst das jetzt nochmal und wenn das heute Abend nicht funktioniert, dann ist das Buchprojekt gestorben.
00:07:28: Dann hast du drei Anläufe gemacht und peng.
00:07:32: Ja, und dann habe ich an dem Abend die ersten 20 Seiten geschrieben,
00:07:37: und dann war das Buch fertig innerhalb von zwei Monaten.
00:07:42: Dann habe ich meine persönlichen Frau Reich-Renitz gegeben, nämlich meine Mutter.
00:07:47: Da hast du diejenige, die immer da dann auch drüber guckt und sagt, okay, jetzt spinnt es total.
00:07:55: Und ja, dann haben wir, es war dann im Februar fertig, man war dann durchgelesen und auch korrigiert.
00:08:05: Und dann sind wir da im April, Ende April sind wir dann rausgekommen,
00:08:11: ganz kleine Auflage, 150 Stück im Eigenverlag, und dann nahm das seinen Lauf.
00:08:18: Und bis heute sind über 1000 Stück von dem ersten Band verkauft,
00:08:22: zwei weitere entstanden, dann Tatort Sport haben im Jahr 2015
00:08:29: und 2017 kamen dann Theater in Blau dazu und dann ist diese Reihe ein bisschen ja aufs Wartegleis gefahren,
00:08:39: weil dann kam die Idee zu dem aktuellen Buch zu das letzte Gericht.
00:08:44: Ja, da kommen wir gleich zu.
00:08:46: Also, habt ihr Hessen so eine Affinität zum Tod, weil ihr wart ja auch das letzte Bundesland, in dem die Todesstrafe abgeschafft wurde.
00:08:55: Bis vor ein paar Jahren war sie noch offiziell in der Verfassung verankert.
00:08:59: Sie war in der Verfassung verankert, genau.
00:09:00: Wurde nicht mehr ausgeübt, ich glaube vor zehn Jahren oder so war es sogar noch.
00:09:05: Ja, so ungefähr gut, wurde nicht mehr ausgeübt, ganz klar, weil ja im föderalen System gilt Bundesrecht,
00:09:12: Landesrecht von daher war es ein vergessen Artikel.
00:09:16: Wäre auch so ein Imageproblem geworden, glaube ich, mit der Zeit.
00:09:19: Wobei, vielleicht wäre es wieder in Mode gekommen.
00:09:21: Ich meine, es gibt ja auch dieses berühmte Lied "Erbarmen zu spät, die Hessen kommen".
00:09:25: Das hat ja auch was von, ja, also ich meine, es gibt ja auch andere, andere Völker,
00:09:29: bei denen man angst hat, dass sie kommen und bei den Hessen dann innerhalb von Deutschland.
00:09:36: Nein, Spaß beiseite.
00:09:38: Ihr habt großes Glück, dass ihr in Frankfurt viel Platz hattet,
00:09:43: sonst wäre nämlich dieser schöne Flughafen, den ihr habt nach Monim gekommen.
00:09:46: Weiß nicht, ob ihr das bekannt ist.
00:09:48: Also, da habt ihr alles richtig gemacht und Frankfurt sollte ja auch mal Bundeshauptstadt werden.
00:09:53: Genau, ich wollte gerade sagen, nachdem wir den Bundestag nicht gekriegt haben,
00:09:56: haben wir wenigstens dann, oder die Bundeshauptstätten nicht bekommen, haben wir wenigstens den Flughafen bekommen.
00:10:00: Ja, und deswegen ist Wiesbaden ja Landeshauptstadt, was viele gerne verwechseln,
00:10:05: da müssen ja auch, wir haben da auch so eine Bildungsauftrag, Bildungsauftrag, ganz klar.
00:10:11: Und der ehemalige Bundestag, oder das ehemalige Bundestagsgebäude, wurde ja sogar, wurde ja ein Gebäude gebaut.
00:10:18: Das ist ja auch nach wie vor in Funktion, nämlich der hessische Rundfunk sitzt dort am Dornbusch,
00:10:26: ja, die Goldhalle, das war, das, dieses Gebäude ist begonnen worden zu bauen,
00:10:33: also die Pläne gab, dass Frankfurt Bundeshauptstadt wird.
00:10:36: Ja, also wenn dann, wenn dann Bildungsauftrag dann richtig.
00:10:42: Genau, und ich finde, Bildungsauftrag ist auch genau das richtige Stichwort zu deinem neuesten Buch, das letzte Gericht,
00:10:49: weil man da sehr viel über Essen und über Chemikalien lernt.
00:10:54: Sag mal kurz, worum es in dem Buch geht und wie es dazu kam, bitte.
00:11:02: Sabine, eine Gastronomen, kocht in ihrem Restaurant böse Menschen um die Ecke.
00:11:07: Um das Trauma ihrer eigenen Vergewaltigung zu überwinden, definiert sie höchst selbst, wer gut und wer böse ist
00:11:14: und wird dieser Definition folgend dann ja immer wieder, immer öfter und irgendwann auch immer wahrloser.
00:11:21: Zum Rache Engel, der kulinarische Hochgenöße mit Todesfolge, Credenz.
00:11:26: Ja, also ich habe, ich habe im Eingangs, vielleicht habe mir die Hörbuchversion dann des Buches geholt,
00:11:32: diese Vergewaltigungsbeschreibung anzuschauen ist hart gewesen oder anzuhören war hart.
00:11:39: Muss ich dir ja zurückmelden, das ist sicherlich beabsichtigt.
00:11:42: Ich bin ein visueller Mensch und solche Bilder sind etwas, die mich,
00:11:49: ohne dass ich da jemals Berührungspunkte in meinem Umfeld hatte, das macht mir zu schaffen, sage ich ganz offen.
00:11:57: Also vorm Schlafengehen würde ich mir diese Stelle nicht anhören wollen.
00:12:01: Da bin ich dann eher derjenige, der sich anhört, wie sie gerade einen Salat zubereitet zum Beispiel.
00:12:06: Gabs, ich frage jetzt einfach direkt, wenn es geht zu persönlich wird, sagst du es einfach.
00:12:11: Gabs bei dir irgendwelche Menschen, die dir bei der Verfassung dieser Geschichte geholfen haben,
00:12:20: aus eigener Erfahrung, die gesagt haben, mir ist sowas passiert, so habe ich mich gefühlt, so ist das damals abgelaufen.
00:12:25: Weil als Mann sowas zu schreiben.
00:12:28: Also ich habe für das Buch sehr viel recherchiert.
00:12:33: Das Buch oder das ganze Schreibprozess hat mich auch ein Stück weit verändert.
00:12:41: Ich gehe anders auf Menschen zu.
00:12:43: Und das hat viele Leitgründe.
00:12:46: Der erste Grund ist, ich musste feststellen, dass sexualisierte Gewalt gar nicht so weit weg von mir selbst als Person ist,
00:12:54: wie ich es mir eigentlich wünschen würde, wenn man so im Freundes- und Bekanntenkreis anfängt drüber zu reden,
00:13:01: dass man an so einem Buchprojekt arbeitet, dann kommen relativ schnell diese Themen hoch.
00:13:11: Das war also eine Erfahrung, die hat gearbeitet und die hat auch im ganzen Moment lang gebraucht, bis sie sich so gesetzt hat.
00:13:20: Und ich habe dann im Nachgang tatsächlich auch mit Opfern wirklich gesprochen.
00:13:28: Und habe dann auch eine sehr interessante Erfahrung gemacht.
00:13:31: Es war eine Person dabei, die sagte, also als ich dich damals kennengelernt habe, da als wir uns vorgestellt wurden,
00:13:38: ich hätte dir den Hals umdrehen können.
00:13:41: Entschuldigung, warum? Was war denn?
00:13:44: Du hast mich umarmt.
00:13:46: Und ich bin so ein Mensch, ich umarme jeden.
00:13:49: Also, ach komm mal her, grüß dich, sag.
00:13:52: Und da war es tatsächlich so, dass ich natürlich nicht gefragt habe in dem Moment.
00:13:58: Wir sind vorgestellt worden und ich warme ausgefahren, klar, bei 90 Größe sind auch die Arme entsprechend lang,
00:14:05: dann kommt da so einer auf dich zu, zieht dich an sich und das hat sie als großen Eingriff in ihren Tanzbereich,
00:14:15: sagen wir mal so, gesehen.
00:14:17: Und das war damit auch so der Aufhänger für das Gespräch.
00:14:21: Das ist was, was ich heute nicht mehr mache.
00:14:24: Also, ich warte dann so einen Moment, ich schaue dann immer noch mal drauf, wie reagiert jemand, wenn ich ihm jetzt diese Umarmung anbiete?
00:14:31: Stockt jemand, geht jemand zurück? Einfach ein bisschen feinfühliger sein, im Umgang mit Menschen so gerade in diesem täglichen.
00:14:40: Das war was, was für mich einfach auch so eine Veränderung angestoßen hat, um einfach noch offener, noch sensibler auf Menschen zu reagieren.
00:14:52: Das ist ja im Grunde, ist es ja aber auch so, gerade im Alltag, das wissen tatsächlich die wenigsten,
00:14:57: wenn man sich die Hand gibt, entscheidet die Frau, ob sie sie hinstreckt.
00:15:01: Also, das heißt, als Mann wartet man laut offizieller Verheidensregel sowieso immer auf die Reaktion der Frau im Rahmen der Begrüßung.
00:15:09: Streckt sie die Hand hin, nimmt man sie Hand, streckt sie sie nicht hin, sollte man als Mann auch nicht auf die Idee kommen, einfach platt die Hand hinzustrecken.
00:15:16: Also, Frauen haben ja in unserer Gesellschaft schon ein gewisses Schutz und das muss man nicht durch die Sprache regeln,
00:15:25: sondern das ist einfach intergesellschaftlichen Miteinanderverordnungen ungeschrieben und geschrieben so festgelegt.
00:15:32: Und diese zunehmenden Umarmungen, klar, ich kann jemand eine Umarmung anbieten, nämlich der arme Öffner,
00:15:37: aber ob er sie dann eben annimmt, ist die andere Sache, ne?
00:15:41: Hattest du auch mal die Chance mit einem Täter zu sprechen?
00:15:47: Also, was sexualisierte Gewalt angeht? Nein, das nicht.
00:15:53: Also, waren natürlich Opfer, muss man jetzt auch mal ganz klar sagen, Opfer natürlich eher drüber reden, als wahrscheinlich Täter.
00:16:05: Das ist jetzt natürlich auch ne Tese meinerseits, ganz klar.
00:16:11: Aber Menschen, denen etwas widerfahren ist, möchten teilweise drüber reden,
00:16:19: möchte nicht wissen, wie viele Menschen nicht drüber reden, aber es ist natürlich auch so jemand, der vielleicht auch für irgendwas verurteilt wurde,
00:16:29: da diese Hemmschwelle zu gehen und zu sagen, okay, ich habe etwas getan, gerade sich einem nicht so gut bekannten Menschen zu öffnen,
00:16:38: die Schwelle ist, glaube ich, ähnlich hoch.
00:16:41: Hat trotzdem nochmal ein gesellschaftlich anderes Thema.
00:16:45: Ja, ja klar. Jemand, gut in dem Fall, wäre es trotzdem ja anonym.
00:16:51: Denn bei dieser Szene ist mir ein bisschen aufgefallen, dass quasi die Art, wie der Täter sich fühlt, komplett ausgeblendet war.
00:17:00: Also, ich meine, es ist ja eine Sache zu erleben, wie das Opfer sich in dem Moment fühlt
00:17:05: und auf der anderen Seite die Motivation des Täter zu verstehen überhaupt, um zu wissen, warum man Opfer wurde als Beispiel,
00:17:12: ist jetzt in anderen Bereichen, jetzt sagen wir mal in anderen Gewalttaten, ist das ja durchaus hilfreich.
00:17:20: Und das spielte ja in einer früheren Zeit, also nicht in der Gegenwart diese Vergewaltigung,
00:17:27: demnach war dann auch der Kontakt bei der Polizei entsprechend so, wie er damals war
00:17:32: und du hast ja auch genau den männlichen Polizisten dann auch beschrieben, der so taktlos wie es nur sein konnte,
00:17:40: diese Herzeugen vernommen hat, also es ging dann ja noch weiter
00:17:46: und gibt dann auch noch ein paar andere Dinge, die damit zusammenhängen, auf die wir jetzt nicht eingehen,
00:17:54: weil wir nicht hier zu viel verraten wollen, aber es nimmt irgendwie kein Ende.
00:18:00: So, und dann gibt es dann tatsächlich irgendwann diese Situation, dass die beiden sich wieder begegnen
00:18:06: und genau, sie eröffnet dann ein Restaurant und da beschreibst du sehr, sehr, wie soll ich sagen, sennsorisch,
00:18:14: kann man das sagen, sennsorisch, du beschreibst mit allen Sinnen, auch Sinne, die ich bislang nie in Verwendung hatte,
00:18:25: wie dieses Essen sich präsentiert, also vom Geruch, vom Geschmack, eine Note irgendwie in Harmonie mit,
00:18:35: also ja, wo man so denkt, da sind jetzt verschiedene Geschmacksnerven, die sich gerade darauf freuen hier rein zu beißen.
00:18:43: Genau, es geht um die Nuancen, es geht beim Essen, wie auch beim Hinschauen
00:18:50: und auch dann bei dem Thema Rechtgerechtigkeit selbstjustiz, um die Nuancen, es geht um die Feinheiten,
00:18:56: es geht nicht um den ersten Eindruck, sondern man muss genauer reinschauen.
00:19:01: Man muss auch in einer Beurteilung, ob das Recht ist oder ob das Unrecht ist, ob das Gerecht ist,
00:19:08: muss man auch die Nuancen achten.
00:19:11: Ah, da ich erkenne eine versteckte Burg.
00:19:14: Okay, okay, ja.
00:19:20: Bist du der Koch bei euch, bist du derjenige, der in der Küche steht und auf solche Sachen achtet
00:19:27: und sich auch gerne mühe gibt beim Kochen oder wie kam das dann?
00:19:31: Also es hat so mehrere, ja mehrere eben, also ich koche sehr gerne, ich esse noch viel lieber,
00:19:40: auch wenn mancher meint, das ist ungerecht, dass du alles essen kannst.
00:19:44: Ja, nein, ich esse sehr gerne und ich kann sagen, ich habe jedes Gericht, was Sabine in ihrem Restaurant oder im Buch zubereitet,
00:19:54: selbst schon gegessen, ich habe einen Großzelt davon auch schon selbst gekocht, nicht alles.
00:20:00: Aber ich für mich finde es einfach sehr interessant und sehr schön, Geschmack zu erfahren, Geschmack zu erleben.
00:20:09: Also das Essen nicht nur als reine Nahrungsaufnahme, Nahrungszufuhr zu sehen, sondern wirklich auch zu schauen,
00:20:15: ah okay, nach was schmeckt das, was ist das für ein Gewürz, was mich da gerade an irgendwas erinnert.
00:20:20: Ist da irgendwas Fruchtiges dabei, okay, welche fruchtige Note ist es?
00:20:24: Weil du sagen, ja schmeckt fruchtig oder süß, das können wir alle.
00:20:28: Weil wir gehen über ganz viele Dinge, gerade beim Essen hinweg.
00:20:32: Man sich überlegt, wie lange jemand in der Küche steht, dass es egal, ob das jemand im Privaten ist
00:20:40: oder ob das in einem Sternerestaurant ist, wie lange es dauert, dieses Gericht auf den Teller zu zaubern,
00:20:46: wie viel Mühe es verlangt, diese ganzen Inkredenzen da hinein zu vereinigen, dass das nachher auf dem Teller liegt.
00:20:55: Und wie schnell wir es teilweise in uns reinschlicken.
00:20:59: Also einfach auch mal zu gucken, was ist denn unter der Panade vom Schnitzel, nach was schmeckt denn das?
00:21:04: Hör ich die Panade, kriege ich das mit, dass da Panade ist?
00:21:09: Ist da Pfeffer drin, ist da vielleicht Paprika drin, ist da vielleicht noch was anderes drin, hat jemand Petersilie mit dazu gegeben?
00:21:15: Oder ist Senf dabei? Einfach sich dann ein bisschen drauf zu konzentrieren und nicht so nur rein das Essen als Begleitung
00:21:23: eines schönen Abends, eines schönen Gesprächs zu sehen, sondern wirklich in den Tisch zu setzen
00:21:28: und dann vielleicht auch die Gespräche einzustellen und zu sagen so, ich genieße jetzt ein gutes Glas Wein dazu
00:21:34: und dann schaue ich mal, wie der Wein zu dem Essen passt oder zu welchem Teil des Gerichts der vielleicht am besten passt,
00:21:41: der vielleicht auch ganz gegengesetzlich ist.
00:21:44: Und dann einfach da so ein bisschen schauen.
00:21:46: Ja, einfach nachschauen, was für Geschmacksrichtungen nur außen verbergen sich,
00:21:52: dann das ist eine Reise, die wir jeden Tag, die wir jeden Tag gehen.
00:21:57: Aber wir rennen da dran vorbei.
00:22:00: Das heißt nicht, dass sich jetzt jeden Schluck Tee und jedes Kaugumier, der irgendwas darum geht, nicht,
00:22:05: aber sich einfach auch immer mal wieder sich selbst, seine eigenen Sensorik bewusst werden,
00:22:11: die Sinne schärfen und ein gutes Essen auch genau als das zu sehen, nämlich ein gutes Essen
00:22:18: und das wirklich diesen Genuss mal auszuweiten aus diesem Begriff, naja, es schmeckt gut.
00:22:25: Was bringt dich denn zu dem Urteil zu sagen, schmeckt gut?
00:22:29: Ist auch schnell gesagt.
00:22:31: Ist auch schnell gesagt.
00:22:33: Und das ist für das, was mich an Essen schon essen oder auch an trinken, Wein, Gin,
00:22:40: das ist einfach eine schöne Sache, das ist einfach eine interessante Sache
00:22:44: und die ist halt mit ins Buch eingeflossen, weil auch die Idee bei einem Abendessen entstand.
00:22:52: Also ich saß mit meinem besten Freund beim Abendessen
00:22:55: und er war zu dem Zeitpunkt beklagter in einem Zivilprozess, in einer Nachbarschaftstreitigkeit
00:23:01: und dann haben wir so ein bisschen drüber gesprochen, naja, wie das so ist, wie die Sachlage so ist.
00:23:11: Wie man den Nachbarn umbringen könnte.
00:23:14: Im ersten Moment gar nicht, sondern es ging eher darum, bekommt er Recht, bekommt er nicht Recht.
00:23:20: Na klar, dann bist du auch schnell bei diesem Thema, naja, Recht haben und Recht bekommen,
00:23:24: das ist ja manchmal sehr weit auseinander.
00:23:26: Wo unterscheidet sich Recht von Gerechtigkeit, Recht haben, Recht haben.
00:23:32: bekommen, habe ich eben schon gesagt. Und dann waren wir aber auch ganz schnell bei dem Thema,
00:23:38: naja, vor Gericht und auf hoher See sagt man gern, bist du in Gottes Hand, dann haben wir halt
00:23:45: gegessen und erzählt und dann sagte ich, naja, es ist ein Nachbar, also meine Güte, wenn du es
00:23:50: jetzt wirklich verlierst, dann lähst du ihn auf den Pilzgericht ein und die Sache ist erledigt.
00:23:55: Der Klassiker, ja. Und wir haben gelacht und im nächsten Moment war aber klar, Entschuldigung,
00:24:03: das ist die Idee fürs Buch und ich habe an diesem Abend noch auf einer der vier Seiten den Plot
00:24:08: runtergeschrieben. Und dann ging diese Reise erst los. Und jetzt muss man sich aber überlegen,
00:24:17: wenn man einen Thriller schreibt, wenn man sterben lassen möchte. Also ich habe meine
00:24:25: Autorenlesung mitbekommen, auch von einem Pfälzer, der so einen Pfälzermund-Ad das gemacht hat,
00:24:29: da habe ich dann viel über Schorle und so gelernt. Und da war eben so ein Winzer und der hat gesagt,
00:24:36: also Männer umzubringen in Filmen oder in Büchern ist gesellschaftlich völlig akzeptiert, da kann
00:24:43: man mit der Maschinen-Gewer drauf halten, das macht keinem was. Bei Frauen ist der Aufschrei schon
00:24:49: größer, Kinder da kann man Probleme bekommen, aber was gar nicht geht sind Tiere. Also quasi so
00:24:57: ein kleines Schoßhündchen abzumurksen oder so, da steigen die Leser aus. So jetzt hast du dir
00:25:05: natürlich auch überlegt, weißt du an welchen Film, an welchen Film ich dein Buch so ein bisschen
00:25:09: erinnert an, so, kennst du so, Teil 1 bis 7, wo dieser, ich glaube, ein Krebskrankerpsychater,
00:25:16: der sich dann an Leuten Aufgaben stellt, die seiner Meinung nach die Schönheit des Lebens
00:25:23: nicht zu würdigen wissen. So ähnlich hatte ich, egal. Jedenfalls man überlegt sich ja dann,
00:25:31: okay, wen möchte ich denn sterben lassen in meinem Buch? Wenn du einen Thriller schreibst,
00:25:38: dann da jemand zum Todesengel wird und das auch mehrfach, dann brauchst du ja, kannst du nicht
00:25:41: immer denselben, kannst du nicht sagen, okay, ich lass jetzt immer, was nehmen wir denn mal als
00:25:46: Beispiel, ich kann ja nicht immer veganer sterben lassen, weil die irgendwie einfach zu vergiften
00:25:53: sind, sondern ich muss ja Abwechslung reinbringen. Wie kam es, wie kam es jetzt zu der Auswahl der
00:26:01: Opfer? Also für mich läuft dieser Schreibprozess so, dass ich die Geschichte auf einer Seite
00:26:10: runterschreibe und dann mir die Charaktere überlege. Jetzt ging es zugegebenermaßen ganz am Anfang
00:26:16: erst mal darum, wer ist denn meine Hauptfigur? Und für mich war klar, wie diese ganze Ablauf
00:26:28: sein sollte. Also es sollte sich am Anfang um eine Unrechtssituation handeln, die nicht gesühnt
00:26:36: wird. So und dann war die Überlegung in Ordnung. Jetzt habe ich einen männlichen Protagonisten. Wie
00:26:43: schaffe ich eine Situation, die realitätsnah ist, die ihm einen Bruch im Leben in jüngsten,
00:26:53: in nach um Studienzeiten rum verschafft, die ihn völlig aus der Bahn wirft und die ihn dann
00:27:02: später zum Täter werden lässt. Fand ich übrigens auch spannend, dass du ein Akademiker gewählt hast.
00:27:07: Fand ich gut. Da habe ich dann gedacht, also mir ist nichts Greifbares und realitätsnahes
00:27:17: eingefallen. Daraufhin ist aus dem Hauptprotagonisten eine Protagonistin nämlich Sabine geworden.
00:27:24: Und so kam es zu dieser Vergewaltigung, die da dann eine große Rolle spielt oder eine
00:27:32: ja, in de facto Grundlage für die Geschichte. Und so hat sich das erst mal entwickelt. Und
00:27:39: dann schrabe ich den Lebenslauf von Sabine geschrieben. Also Sabine ist dann und dann geboren.
00:27:44: Es hat diese Alter, Haarfarbe, Augenfarbe, Größe, Essensvorlieben, Essensabneigungen etc. pp.
00:27:55: Wie soll ein Avatar, den man für Marketingfirma auch schreibt, die Teamgruppe her.
00:28:03: Und so habe ich es dann wirklich auch mit jedem, auch in den vorherigen Büchern schon so gemacht,
00:28:08: dass ich, wenn ich nicht weiter weiß, ich mich wirklich gedanklich hinsetzen kann und kann mich
00:28:13: mit meiner Figur unterhalten. Kann sagen, ist umsach mir doch mal, was ist du denn gern? Oder wie
00:28:18: gehen wir denn damit jetzt um? Und habe dann versucht, einfach auch so diese, diese ja,
00:28:24: Gaststecken, Kneipenkultur so ein bisschen abzubilden und zu gucken, okay, was trifft sich denn,
00:28:29: wer trifft sich denn in so einer Kneipe? Wer geht denn in so einem, ich sage mal, zum Stammtisch und
00:28:34: und und? Und habe dann einfach versucht, zu diese ganzen Welten mal so ein bisschen aufzuschlüsseln
00:28:40: und zu schauen, ah okay, und wo habe ich dann Besonderheiten und habe dann daraus diese einzelnen
00:28:45: Figuren aus dem Wachs gezogen. Und weil ich ja wusste, wie diese Personen sind, welche Charaktereigenschaften
00:28:53: sie haben, welche Essensvorlieben, welche Essensabneigungen sie haben, dann wusste ich schon mal,
00:28:58: ah okay, du bist jemand, du hast irgendwie, ja du bist eher so der, der Voyeur, du bist eher so der, ja,
00:29:09: sehr, ja schlecht greifbare, so, dann habe ich aber schon so eine Figur und dann, wenn du dir die
00:29:19: betrachtest, dann merkst du auch irgendwann, wo diese Person, diese Figur so ein bisschen dich
00:29:26: ansticht. Und das war dann für mich immer der Punkt zu sagen, ah okay, an der Stelle gehe ich rein.
00:29:32: Und dann war eigentlich der Großteil der Geschichte ja schon klar, weil von vornherein feststand, was
00:29:42: Sabine in diesem Restaurant tut, die recht sich, die recht sich ein ums andere Mal und ja, immer
00:29:50: wahrloser. Somit war der Aufbau klar und dann relativ schnell auch die Charaktere. Und jetzt, ich
00:29:59: glaube, das verraten wir nicht zu viel, wenn wir das sagen, sie beschäftigt sich auch mit Chemikalien.
00:30:04: Sie hat Chemie studiert, also sie hat ein Kind und Jugendliche mit ihrer Mutter und ihrer Tante
00:30:11: gern gekocht und hat dann Chemie studiert und hat schon während des Studiums viel ja mit Aromen,
00:30:21: mit Düften, Aroma, Analyptik etc. zu tun gehabt und ist also in dieser Welt total verhaftet. Und das
00:30:27: ist ja zum Beispiel auch ein Problem, das kann man an der Stelle verraten. Sie weiß, dass
00:30:35: Thomas ihr Kommulätonen sie vergewaltigt hat. Sie hat ihn aber nicht von Angesicht zu Angesicht
00:30:41: gesehen, sie hat ihn am Geruch erkannt. Und das ist genau das Thema, sie geht zur Polizei und
00:30:46: sagt und der Polizist fragt, wissen sie, wer es war? Naja, also ich kann ihn identifizieren,
00:30:54: aber sie sagt halt auch leider, ich habe ihn nur am Geruch erkannt. Und das ist am langen Ende
00:31:01: das Thema, das Aussage gegen Aussage steht, beziehungsweise die Polizei sei an Entschuldigung,
00:31:05: also am Geruch erkannt. Ja, das ist schön und gut, aber das ist nicht identifiziert.
00:31:09: Hast du das mal nachgeprüft, wie das heute wäre? Wenn jemand sagt, ich habe ihn am Geruch erkannt,
00:31:17: ob man sagen kann, es gibt ja Menschen, also wenn wir jetzt ein Somelier hätte es zum Beispiel.
00:31:23: Und der sagt, ich habe jemanden am Geruch erkannt oder Lieschen Müller sagt, ich habe jemanden
00:31:29: am Geruch erkannt, ob das unterschiedlich bewertet würde? Also ich hatte zum Beispiel auch mit einem
00:31:36: Strafverteidiger gesprochen, seinerzeit mal und er sagte, er hat mir eine typische Juristenantwort
00:31:45: gegeben, es kommt drauf an. Also das ist wirklich die Frage, ob man damit mit so einer Argumentation
00:31:54: weiter käme. Das kommt auf so viele Nuancen, da sind wir wieder dabei, an, dass man es generell
00:32:03: nicht beantworten kann. Wenn du wahrscheinlich auch darauf, ob der Richter sich vorstellen könnte,
00:32:08: etwas an Geruch zu erkennen, wahrscheinlich. Wahrscheinlich, also da ist dann die Frage,
00:32:13: wie sieht das das Gesicht genau? Oder auch schon die vorgeschalteten Instanzen,
00:32:19: das ist eine polizeiliche Ermittlung, dann kommt eine staatsanwaltsliche Ermittlung,
00:32:23: es gibt ja überall nochmal den Punkt, dass man sagt, nein. Ja, überall Menschen, ja. Genau,
00:32:29: genau. Und das war so dieses Thema Geruch. Und das ist ja auch der Punkt, an dem Sabine ihn wieder
00:32:36: erkennt. Er kommt in die Gaststätte, er weiß nicht, wo er hingeht und er ist so in sich selbst,
00:32:44: dass er Sabine gar nicht erkennt, aber Sabine erkennt ihn am Geruch und das löst so diesen,
00:32:50: ja diesen Paradigmenwechsel aus. Vielleicht bin ich gar nicht schuld daran. Ja. Und das lässt
00:32:57: diesen, dieses Saat der Rache aufkeimen. Das ist so der erste Wassertropfen, der auf
00:33:04: dieses Saat des Rache-Gedankens, die ihn eher schlummert, fällt und das leer dann diese
00:33:12: Rache blüht. Ja, wobei ich tatsächlich nie verstanden habe bisher, warum sie sich die
00:33:18: Schuld an dieser Vergewaltigung gegeben hat. Also aufgrund der Art, wie du sie beschreibst, ja,
00:33:23: es ist ja, sie haben ja nicht vorher geflörtet oder sonst irgendwie, aber egal, das muss
00:33:28: er bieten. Das kann ich dir relativ einfach sagen, weil das tatsächlich, also sowohl in,
00:33:36: wenn du so ein bisschen recherchierst, als auch in den Gesprächen, schon so ist, dass viele obfört
00:33:44: sich fragen, warum ich, was habe ich falsch gemacht, warum, wie habe ich den Täter auf mich
00:33:49: aufmerksam gemacht. Es ist ganz oft die Situation, dass es nicht dieses Flirten oder irgendwas ist,
00:33:57: aber diese, diese Frage, das ist eine Frage, die anscheinend sehr viele der Opfer quält und auch
00:34:05: bewegt, dass sie in irgendeiner Art und Weise ja gesagt haben oder auch sich aufmerksam gemacht
00:34:15: haben, so rum. Okay, ja und eben, sie hat Chemie studiert, hast du sich da, also diese Chemikalien,
00:34:23: die genannt werden im Buch, hast du dich damit auseinandergesetzt, hast du jemand in deinem
00:34:28: Umfeld, sind das Chemikalien, die, wenn man sie googelt, ich habe schon mal ein bisschen probiert,
00:34:34: ja, ins Leere führen, die man nur im Darknet findet oder sind das tatsächlich Empfehlungen?
00:34:43: Also Empfehlungen sind es keine, weil es ist so wie jeder andere Thriller und wie jeder andere
00:34:54: Krimi genauso wenig eine Empfehlung oder Anleitung zum Töten, wie es jeder andere,
00:35:03: hier das andere Buch auch ist, wie es jeder andere Fiktion auch ist. Man muss aber an dieser Stelle
00:35:08: ganz klar sagen, mir war wichtig, dass das Buch in sich gut recherchiert ist und das ist es,
00:35:16: also es hat ein Chemiker die Fachberatung dazu gemacht und es ist auch hier wie in ganz vielen
00:35:26: Fällen das Thema, da steht nichts Neues drin, jeder der Chemie Pharmacy Biologie studiert hat,
00:35:35: jede medizinisch-technische Angestellte, jede pharmazeutisch-technisch Angestellte,
00:35:40: ich würde sogar sagen viele der Homöopathen kennen diese einzelnen Chemikalien und kennen
00:35:50: die Wirkungsweisen. Ich glaube schon, dass an vielen Stellen, wenn es keinen Anfangsverdacht gibt,
00:36:01: als auch keine polizeiliche Ermittlung geben wird, egal bei was. Und wir haben auch durchaus schon in
00:36:12: der einen oder anderen Lesung die Thematik besprochen, naja es gibt viele Menschen,
00:36:17: die dieses Wissen haben, genau wie es viele Menschen gibt, die Zugang zu Waffen haben,
00:36:21: was ist die andere Seite, wenn man jetzt mal in die brutalere Weise springen möchte und klar,
00:36:31: eine Waffe hinterlässt immer irgendeine Spur, außer man hinterlässt dann auch die Reste nicht,
00:36:38: da gibt es dann mit die Anleitung zum Beispiel beim Kollegen Carsten Dusse bei Acht Sammorden,
00:36:44: da hat er ja auch eine andere Trick auf Lager und hier ist es einfach so, dass es ganz viele
00:36:55: Menschen gibt, die dieses Wissen haben und die sicherlich im Laufe ihres Lebens an irgendeiner
00:37:06: Stelle helfen oder nachhelfen und dieser Grad, der ist natürlich auch sehr schmal, da haben wir auch
00:37:14: in einer Lesung sehr interessant darüber gesprochen. Als es dann darum ging, naja okay, wenn ich dieses
00:37:22: Wissen habe und es möchte jemand aus dem Leben schalten, also dieses Thema Sterbehilfe,
00:37:27: aktive Sterbehilfe, passive Sterbehilfe etc. pp, das kommt ja dann auch mal und so war das an
00:37:35: diesem Abend und dann ging das so ein bisschen drum, naja würde ich, ich habe dieses Wissen,
00:37:40: würde ich nachhelfen und dann sagt jemand naja aber ist es denn nachhelfen oder ist es helfen und
00:37:47: dann ist wieder die Frage können wir als außenstehende Dritte das entscheiden, ob es nachhelfen
00:37:52: oder helfen ist. Also es entstehen in diesen Lesungen, die ich mit das letzte Gericht mache,
00:37:59: auch so wunderschöne ambivalente Gespräche, aber diese ambivalent ist genau auch das,
00:38:06: was man auch bei Gericht, bei dem Thema Gerechtigkeit aushalten muss, denn vor wenigen Wochen in der
00:38:18: Lesung gehabt mit juristischer Begleitung eine Staatsanwältin, eine Amtsanwältin und eine
00:38:22: Rechtsanwältin und wir haben diesen Fall von Sabine mal auseinandergenommen und dann ging es
00:38:28: so ein bisschen um die Frage ja ist das nachvollziehbar, ist es denn gerecht und irgendwann
00:38:34: das sagte die Staatsanwältin, Moment, im Gesetzestext, im Strafgesetzbuch steht
00:38:41: nirgends an keiner einen Stelle das Wort Gerechtigkeit. Es geht nicht um Gerechtigkeit, es geht um Schuld
00:38:50: und Tatangemessenheit und nicht um Gerechtigkeit. Das heißt das Rechtssystem, die Rechtsbräuche,
00:38:58: die wir im Strafgesetzbuch und auch in den ja in anderen Rechten und Gesetzen haben,
00:39:05: also hier jetzt in dem Punkt natürlich das Strafgesetzbuch richtet sich an der Tat aus und
00:39:13: nicht an dem was dem Opfer passiert ist, sondern an dem Schaden der dem Opfer passiert ist.
00:39:18: Die Ursache der Tat. Und diese ambivalent, von dieser ambivalent, das muss man aushalten und das ist
00:39:23: die Schwierigkeit, wenn wir heute die Zeitung aufschlagen und sehen jemand hat Tat X begangen
00:39:29: und bekommt dafür Strafe Y, dann sagen wir das ist doch nicht gerecht. Aber kennen wir die Nuancen,
00:39:36: kennen wir tatsächlich Tat und Schuld und können dadurch die Angemessenheit Wurthahn,
00:39:44: nein wir gehen ganz oft hin, schauen was ist in unserer Interpretation dem Opfer passiert und
00:39:51: daran richten wir dieses, das gleichen wir mit unserem Rechtsverständnis ab und sagen,
00:39:57: das ist aber nicht gerecht. Aber darum geht es vor Gericht nur in sehr wenigen Fällen. Es war
00:40:04: eine sehr interessante spannende Thematik, die auch für mich so ein bisschen, ja denken wir in
00:40:10: eine neue Richtung gelenkt hat. Ja spannend. Ich habe auch den Eindruck und ich glaube deswegen
00:40:15: kommen solche Themen auch immer gut bei Lesungen an, dass jeder Mensch, also zumindest jeder mit
00:40:22: dem ich mich ehrlich mal darüber unterhalten habe, hat schon mal zumindest in Gedanken überlegt,
00:40:26: wie es wäre, einen anderen Menschen zu töten. Ob das jetzt ist, jemanden irgendwo runter zu
00:40:30: schubsen oder was weiß ich, beim Ehe Streit die Küchenschublade aufzumachen, wenn man jetzt
00:40:38: gerade irgendwelche Kürbisse zerkleinern möchte und sich überlegt, was man damit noch zerkleinern
00:40:43: könnte. Also es gibt glaube ich bei jedem oder selbst wenn es dann eben die Oma ist, die nach
00:40:48: schweren Schlaganfällen einfach nur noch darliegt und hinsichtlich, man muss ja nicht immer gleich
00:40:53: gibt ja auch positive Tötungsabsichten so gesehen und ich habe mal eine Kundin gehabt, die weiß,
00:41:00: was aktuell mit Michael Schumacher zum Beispiel passiert und wo er lebt und wie er sich, ja,
00:41:07: wie er sein Leben im Moment erlebt und sie sagt, wenn er damals Vorkehrungen getroffen hätte,
00:41:14: zu gesunden Zeiten, dass man ihm ermöglichen könnte aus dem Leben zu scheiden, dann wäre er
00:41:22: wahrscheinlich besser bei weggekommen, denn jetzt kann er es nicht mehr und jetzt muss er warten,
00:41:26: bis sein Körper irgendwann sagt, er entscheidet sich und in solchen Situationen, ich glaube schon,
00:41:32: dass jeder Mensch darüber nachdenken kann, einem anderen Menschen aus welchen Gründen
00:41:40: auch immer zu helfen, das Leben zu beenden und wenn dann so ein Buch wie "Deins" kommt,
00:41:44: bei dem man das Gefühl hat, okay, ich muss nicht mit dem Hammer auf jemanden losgehen,
00:41:49: ich muss niemanden irgendwo runter schubsen, ich hinterlass keine Fingerabdrücke, es sind auch
00:41:54: wenn der Pathologie die Spuren schwer, nachvollziehbar, das einzige, was dann passiert ist,
00:42:00: das was man, was man von Soldaten glaube ich auch sagt, wenn du einmal jemanden getötet hast,
00:42:06: ist so ein Tabu gebrochen und dann wird es schwer wieder aufzuhören, wenn du einen Grund dahinter
00:42:12: siehst. Also, Bienen, sehen wir genau, genau, wir verraten mal nicht, wo es weitergeht, okay,
00:42:18: wo findet man, wo kann man dich, wo hast du die nächsten Lesungen zum Beispiel auf deiner
00:42:22: Website findet man was, die werden wir verlinken? Genau, auf meiner Website sind immer die aktuellen
00:42:28: Termine drauf, ich bin jetzt ja mit unterschiedlichen Lesungen unterwegs, einmal so, ja, klassische
00:42:35: Autorenlesung, wie gesagt, was wir jetzt angefangen haben, sind diese Lesungen mit juristischer
00:42:43: Einordnung, da gibt es immer mal wieder ein Thema und was wir natürlich auch machen, was ich
00:42:51: total spannend finde, weil es einfach ein sehr schönes Setup ist, ich mache Dinnerlesungen,
00:42:56: es gibt immer ein Häppchen aus dem Buch und dann gibt es auch das passende Häppchen auf dem
00:43:06: Teller zu erleben. Okay. Und das Ganze läuft dann mit einem Viergängemenü ab, im Normalfall
00:43:13: und zieht sich so über gute drei Stunden und das ist auch eine sehr, sehr interessante Sache,
00:43:21: weil natürlich dann der eine oder andere Stockton begann, soll sich das jetzt essen, hat meine
00:43:26: Frau hier vielleicht irgendwelche Dienst gemacht und ich komme hier nicht mehr heilen nach Hause,
00:43:31: das macht eine sehr schöne, interessante Bestimmung und da gibt es natürlich dann auch klar, es gibt
00:43:39: viele Einblicke ins Buch, viele Einblicke in Sabines Puhn, in Sabines Arten und in Sabines
00:43:45: Lärke und aber auch so ein bisschen, wie wir beide jetzt zu über sprechen, wie das Buch entstanden,
00:43:51: das war so bei den Lesungen noch so, ja, sich ergeben hat, weil auch das einfach eine tolle
00:43:58: Geschichte ist, die es zu erzählen wert ist und von daher sind das auch immer schöne spannende
00:44:05: Abende. Ist aber auch so eine schöne Sache, was sich mittlerweile ein bisschen etabliert hat. Ich
00:44:11: mache Wohnzimmerlesungen, also wenn jemand sagt, hey, wir sind ein paar Leute und möchten das gerne
00:44:15: zu Hause im privaten Umfeld genießen, egal, ob wir gemeinsam dabei kochen oder ob wir das ja so
00:44:21: als Sommerfest oder was auch immer machen oder zum Grill-Event oder kurz vor Weihnachten, da habe
00:44:27: ich schon ganz viel mitgemacht und gesagt, komm, ich komme vorbei und dann machen wir das im privaten
00:44:33: Rahmen, was auch eine sehr schöne Aktion ist, da hat es auch schon die eine oder andere ja sehr ambivalente,
00:44:42: schaurig schöne Begegnung gegeben, kann ich sagen. Glaub ich. Okay, Andreas, sag nochmal deine Website,
00:44:50: bitte, wir werden sie wie gesagt auch verlinken und auch den direkten Link zum Buch dann einfügen
00:44:55: in der Podcastbeschreibung. Genau, ihr findet mich auf, ja, über die Homepage auf Andreas-Breitert.de,
00:45:03: ihr findet mich auf Instagram natürlich, ab.buch_autor, da gibt es auch immer ganz viel aktuelle Infos
00:45:13: entsprechend auch bei Facebook, Andreas-Breitert-Buchautor, da könnt ihr mir folgen, wir können Freunde
00:45:20: werden, ihr könnt mir Herz, den Daumen, was auch immer schicken, freue ich mich sehr darüber.
00:45:25: Und bei LinkedIn bist du auch, oder? Genau, bei LinkedIn bin ich ebenfalls, ja.
00:45:30: Ja, also überall in der Sätze. Da bin ich dann tatsächlich auch noch, das ist ja so ein Misch-Account,
00:45:36: da bin ich dann tatsächlich auch, da kann man dann auch rausfinden, was ich so im Alltag mache,
00:45:41: wenn ich nicht schreibe oder Lesung mache, denn ja, Leben lässt sich davon noch nicht,
00:45:46: aber ich habe von den Outhoornn da sein, nehme ich sehr viel mit, aber ich gehe nach wie vor
00:45:53: noch in einem ganz normalen Job nach, auch wenn das manche nicht glauben mögen, dass ich im
00:45:57: wahren Leben Controller bin, so was ganz Brot trocken ist. Okay, Andreas, vielen Dank für diese
00:46:06: Einblicke in dein Buch, ich fand es sehr spannend. Sehr gerne, ich habe zu danken. Ich überlasse
00:46:11: dir als Interview-Gast und Partner das letzte Wort. Da würde ich tatsächlich für das letzte Wort
00:46:18: greife ich jetzt tatsächlich nochmal in die Kiste und würde gern das letzte Wort einem überlassen,
00:46:25: der große Zitate geschrieben hat, nämlich Adorno. Adorno steht am Ende des Buchs mit einem Zitat,
00:46:37: das wie folgt lautet. "Der hart gegen sich ist, der erkauft sich das recht hart auch gegen
00:46:45: andere zu sein und recht sich für den Schmerz dessen Regung er nicht zeigen durfte."
00:46:50: Untertitel im Auftrag des ZDF, 2021
00:46:52: [Musik]
00:47:02: Bis zum nächsten Mal.